Startseite Kontakt Impressum Rezension
Einleitung Josef Leo Johannes

Gedanken des Erinnerns beim Aufarbeiten der eigenen Biografie

     
 

Die Geschichte ist immer die Summe vieler Sichten und Erfahrungen, eine objektive Wahrheit gibt es nicht - aber jedes einzelne Element hilft, ihr näher zu kommen.

Ich gestehe ein, daß ich viele Vorgänge in der Vergangenheit im Moment ihres Stattfindens nur bedingt durchschaut und in ihrem Wirken, ihren Auswirkungen erfaßt habe. Wer kann dieses schon?

Ein solches Schicksal, so denke ich, teile ich, wohl mit den meisten Menschen. Ob Ost oder West. Erst beim Blick zurück ordnet sich vieles, nicht alles, zu einem überschaubaren Ganzen. Theoretische Erkenntnisse werden bestätigt, Vermutungen bekräftigt oder widerlegt.

Grundkenntnisse meines Lebens und Schlüsselerlebnisse sollen die Unmittelbarkeit nicht verdrängen, um nicht die historische Situation zu verfälschen. Dieses ist oft sehr schwer, in die Bewertung der Vergangenheit fließen immer späteres Wissen, zu späte Erkenntnis ein.

Alles was man tut, passiert in einer konkreten Situation des eigenen Lebens, unter konkreten, subjektiven und objektiven Umständen. Geschichte entwickelt sich aus der Geschichte, sie hat ihre eigene Moral.

Meine eigene Geschichte muß sich aus ihrem Verlauf, wie mein Leben aus seinem eigenen Ablauf erklären, nicht aus deren beider Nachgang.

Sich erinnern bedeutet Schwerstarbeit. Auch der Austausch der Biographien zwischen Ost und West, so der Bundespräsident Deutschlands, ist wichtig, um sich gegenseitig besser zu verstehen sowie für die innere Einheit unseres Vaterlandes.

Die Westdeutschen sollten die Ostdeutschen mit ihrer Geschichte akzeptieren. „Wem die eigene Geschichte ausradiert wird, der kommt sich heimatlos vor – mag die Vergangenheit noch so schwer und zwiespältig gewesen sein, sie ist ein Stück von uns selbst. “

Sich zu erinnern ist nicht nur Schwerstarbeit, es gehört auch zur Würde des Menschen.

     
zurück Inhalt weiter