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Einleitung Josef Leo Johannes
Rezension      
 
Bemerkungen* zum Buch: Georg Schwarz u. a.: „Heim ins Reich, Erobert, Vertrieben
Geschichte und Geschichten der Familien Schwarz“


Auf über 500 Seiten sind in einem gut lesbaren Band jene Dinge niedergeschrieben, die viele Familien erlebt haben. Es sind die Vertriebenen und Geflohenen aus dem Osten.

Eines Tages wie aufgewacht aus einem bösen Traum, in einem Land des relativen Friedens, wo sie sich, meist erst nach Jahrzehnten, erholt haben von dem Alptraum an erlebter Wirklichkeit, der weit hinter ihnen liegt - und doch ganz nah ist und bleibt.

Im obigen Buch geht es um - vor allem - Danziger, das sollte unbedingt erwähnt werden. Und wer aus Danzig - oder Westpreußen - kommt, dürfte hier ein Erinnerungsbuch in die Hand bekommen, das er selber vielleicht schon lange geschrieben haben wollte. Aber wie es so oft vorkommt bei uns Menschen - es nicht vollbringen konnten aus vielen Gründen.

Nach der Lektüre des mir überlassenen Exemplars habe ich - selber 1938/1939 in Danzig und als sechsjähriger dabei, als die „Schleswig-Holstein“ ihr Feuer eröffnete - viele Male an mein eigenes Schicksal und das meiner Familie denken müssen. Da ich zu denen gehöre, die selber sehr viel aufgezeichnet haben, ist mir der „kollektive“ und furchtbare Verlauf der elenden Jahre mit seinen heute fast nicht mehr darzustellenden Nöten und Sorgen für einen jeden von uns, vom Kind bis zum Greis, zum unauslöschbaren Festbestand des Erinnerten und des Erinnerns geworden.

Das überraschende und vielseitige Element in umfangreichen Berichten in diesem Buch, aus der Sicht vieler Familien-Mitglieder in ihrer jeweils eigenen Lage - macht das Buch interessant und teilweise „spannend“, wenn das Wort erlaubt sein sollte.

Diejenigen sollten es anschaffen die weder Zeit noch Gelegenheit hatten, - bei etwa gleichem Schicksal - für sich oder für Kinder und Enkel etwas niederzuschreiben oder sammeln. - Denn es zeigt sich - laufende öffentliche Diskussion um nationale oder internationale Gedenkstätten zeigen es, - daß die Vergangenheit nicht tot ist. - Für keinen „von uns“. Sie ist nicht einmal vergangen. - Wie Dichterworte bezeugen.

-ws /XII/2003


* Werner Schack, Bockhorst 43 D, 22589 Hamburg-Blankenese

08. Dezember 2003